Yasukuni Jinja (Schrein)
Der Yasukuni Jinja (Schrein) ist ein Shintō-Schrein im Stadtbezirk Chiyoda, Tokio in Japan. Hier wird der gefallenen Militärangehörigen gedacht, die während und seit der Meiji-Restauration von 1868 auf der Seite der kaiserlichen Armeen ihr Leben ließen, untergeordnet aber auch der Gefallenen aller Nationen, einschließlich der Kriegsgegner. Er gehört zu den Chokusaisha, weswegen zweimal im Jahr besondere Abgesandte des Tennō zu den zwei wichtigsten Festen dorthin gesandt werden.
Unabhängig von der geschichtlichen und politischen Bedeutung ist der Park am Yasukuni-Schrein auch einer der beliebtesten Orte für das Hanami-Frühlingsfest, und vor allem für die Yozakura genannten abendlichen Hanamis. Die mehreren Dutzend Kirschbäume werden abends von unten angestrahlt, was die Blütenpracht fast wie weiße Wolken am schwarzen Nachthimmel erscheinen lässt. Viele Japaner verbinden den Hanami-Besuch im Yasukuni mit einem Spaziergang zu den nahegelegenen Wassergräben des Kaiserlichen Palastes. Der Graben wird ebenfalls von zahlreichen Kirschbäumen umsäumt, die auch angestrahlt werden.
Geschichte
Der Yasukuni-Schrein war 1869 unter dem Namen Tōkyō Shōkonsha (Tokioter Schrein zum Herbeirufen der Totengeister, shōkonsha wurden allgemein Schreine zur Verehrung von Kriegstoten genannt) im Stadtbezirk Chiyoda (unmittelbar nördlich des Kaiserpalastes) der neuen Hauptstadt Tokio gegründet worden, wo er noch heute steht.
Im Schrein sollte aller Kriegsgefallenen als kami und „Heldenseelen“ gedacht werden, die auf der kaiserlichen Seite in den Restaurations-Wirren (wie dem
Boshin-Krieg) gekämpft hatten. Dies wurde später auch auf die Toten aus anderen Konflikten erweitert, wie der Taiwan-Expedition (Mai-Dezember 1874).
1879 bestimmte ihn der Tennō zum Bekkaku kanpeisha (Reichsschrein der Sonderklasse) und gab ihm den Namen Yasukuni, basierend auf der Textstelle waga motte kuni o yasunzuru nari aus dem chinesischen Geschichtswerk Zuozhuan mit der Bedeutung „ich tat es, um das Land zu befrieden“. Gleichzeitig wurde er – ungewöhnlich für das damalige Schrein-System – direkt der gemeinsamen Verwaltung durch das Innen-, Heeres- und Marineministerium unterstellt.
Aufgrund der in der Nachkriegsverfassung verfügten Trennung von Staat und Religion im Rahmen der Abschaffung des Staats-Shintō musste der Schrein entweder säkularisiert oder aus staatlicher Trägerschaft entlassen werden. Er entschied sich für Letzteres und hat heute einen Status als unabhängige religiöse Körperschaft. Die in populärer Literatur oft und auch bis 2010 auf der Website des Schreins wiederholte Anekdote, der Jesuit Bruno Bitter habe durch seine Fürsprache bei General MacArthur den Schrein nach dem Krieg vor dem Abriss bewahrt, ist heute widerlegt.
Der immer wieder von konservativen Kreisen erhobenen Forderung, den Yasukuni-Schrein zur nationalen Gedenkstätte zu erheben, steht bislang noch die japanische Verfassung entgegen. Trotzdem wird er jedes Jahr von etwa sechs Millionen Japanern besucht, vornehmlich von Hinterbliebenen, den einflussreichen Veteranenverbänden, aber auch von nationalistischen, rechtsextremen Vereinigungen. Linksgerichtete Japaner meiden den Schrein im Allgemeinen. Museum Yūshūkan.
Museum Yūshūkan
Im Museum werden Waffen zur Schau gestellt. Die Sammlung reicht von alten Katana und Rüstungen bis hin zu Ausrüstungsgegenständen und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg, wie einem Kampfflugzeug (Mitsubishi A6M), einer für Kamikaze-Angriffe vorgesehenen, bemannten Gleitbombe (Yokosuka MXY-7) und Artilleriegeschützen.
Im Museum wird das Selbstopfer für Kaiser und Vaterland als sakrales Opfer dargestellt. Der Tenor des Museums, wie überhaupt der gesamten Schreinanlage, kommt auf einer anlässlich des 40. Jahrestages des Angriffs auf Pearl Harbor enthüllten Bronzetafel zum Ausdruck: „Fast sechstausend Männer starben bei Selbstmordangriffen, deren tragischer Heldenmut kein Beispiel kennt und der die Herzen unserer Feinde vor Angst erstarren ließ. Die ganze Nation hat angesichts ihrer unerschütterlichen Treue und ihrer Selbstaufopferung Tränen der Dankbarkeit vergossen.“
Für westliche Touristen bietet das Museum die Erklärungstexte auch in englischer Sprache. Diese Erklärungen beschönigen den Inhalt in keiner Weise, sondern sind teilweise noch provozierender verfasst als die japanischen Originaltexte.
Japaner aus rechtsgerichteten Kreisen weisen darauf hin, dass es sich hier nicht um ein Kriegerdenkmal im Sinne nationalistischer Propaganda handelt, wie Kritiker behaupten, sondern um einen Schrein, in dem die wütenden Seelen Verstorbener besänftigt werden sollen, damit sie keinen Unfrieden im Land stiften. Diese Meinung wird im Übrigen auch durch die internationale Forschung zur japanischen Kulturgeschichte gestützt.
Ultrarechte dagegen weisen darauf hin, dass in den USA Heldenfriedhöfe für die Gefallenen der diversen Kriege und entsprechende Gedenkveranstaltungen Normalität sind und dass Japan ebenfalls ein Recht darauf habe. Sie fordern, dass der Schrein als offizielles Schreinamt von der Regierung übernommen werden solle. Entsprechende Vorlagen sind jedoch in den 1970er Jahren mehrmals im Parlament gescheitert.
Linke Kritiker dagegen fordern von Japan angesichts der Verbrechen Japans im Zweiten Weltkrieg die Abkehr von jeder Form des Militarismus und einen kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte. Besonders scharf wird kritisiert, dass auch die bei den Kriegsverbrecherprozessen von Tokio zum Tode verurteilten Offiziere sowie auch etwa Angehörige der berüchtigten Einheit 731, die im Krieg in der Mandschurei Experimente mit biologischen Waffen an Kriegsgefangenen und chinesischen Zivilisten durchführte, verehrt werden.
Die Kritik aus Nord- und Südkorea sowie aus der Volksrepublik China, richtet sich vor allem auf die offiziellen Besuche hochrangiger japanischer Politiker. Vor allem werden Besuche am 15. August, dem Tag der Kapitulation, kritisiert, da hierin eine klare Beschönigung des Krieges gesehen wird. Der erste Premierminister, der einen offiziellen Besuch am 15. August durchführte, war Nakasone Yasuhiro in den 1980er Jahren.
Zuvor hatten zwar fast alle Premierminister den Schrein besucht, aber ihre Besuche als inoffiziell deklariert oder den Besuch auf einen anderen Termin als den 15. August gelegt. Der erste Besuch eines Premierministers am 15. August war der von Premier Miki Takeo im Jahr 1975.
In Japan versucht man die Situation durch die feinsinnige Unterscheidung zwischen privaten Besuchen (die Väter einiger hochrangiger Politiker werden als Kriegsgefallene im Schrein verehrt) und Besuchen in offizieller Funktion zu entschärfen. Die Außenwirkung bleibt jedoch die gleiche, und so kommt es in den beiden Chinas und in Südkorea immer wieder zu Demonstrationen, auch werden die diplomatischen Beziehungen dadurch belastet.
Der frühere Premierminister Koizumi Junichirō (LDP) besuchte seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 bis 2006 jedes Jahr den Schrein. 2000 bis 2005 hatte er stets an anderen Terminen, nie jedoch am 15. August den Schrein besucht. Im Jahr 2004 hatte er noch einen Eintrag im Gästebuch als „Premierminister Koizumi Junichiro“ hinterlassen, was auch innerhalb Japans stark kritisiert wurde, da die Verfassung die Trennung von Staat und Religion vorsieht. Im Jahr 2005 trug er sich nicht ins Gästebuch ein und betrat auch nicht das Innere des Schreins, um den privaten Charakter des Besuches zu verdeutlichen.
Dennoch kam es zu Protestreaktionen aus Korea und China, das einen Besuch des japanischen Außenministers absagte (denn auch eine Reihe anderer hochrangiger LDP-Politiker besuchte den Schrein am 15. August 2005), aber auch zu erneuten Wellen der Kritik in Japan. Daher entschloss sich Koizumi, seinen letzten Besuch als Premierminister auf den 15. August zu legen. „Wenn ich ohnehin immer kritisiert werde, gleichgültig wann ich den Schrein besuche und wie, dann kann ich auch am 15. August gehen, und es ergibt keinen Sinn, einen Besuch an diesem Tag zu vermeiden,“ erklärte der Premierminister in einer Pressekonferenz nach seinem Besuch am 15. August 2006. Die öffentliche Meinung in Japan über die Besuche ist gespalten. Eine knappe Mehrheit der Japaner lehnt die Besuche in Umfragen meist ab, jedoch sprechen sich rund 60 % der LDP-Anhänger dafür aus.
Lange Zeit war es Tradition, dass der Tennō während des jährlichen Festes vom 21. bis 25. April den Schrein besuchte, um dort die Gefallenen zu verehren. Die Tennō Hirohito und Akihito haben den Schrein, seit 1979 bekannt wurde, dass im Jahr davor in den Tokioter Prozessen angeklagte Kriegsverbrecher der Klasse A (Verbrechen gegen den Weltfrieden) in die Liste der kami aufgenommen worden waren, nicht mehr besucht. Bereits 1959 wurden 1.068 als Kriegsverbrecher der „Klasse B und C“ Hingerichtete in die Liste der „kami“ aufgenommen.
Diese 14 Kriegsverbrecher der „Klasse A“ sind Tōjō Hideki, Doihara Kenji, Hirota Kōki, Itagaki Seishirō, Kimura Heitarō, Matsui Iwane, Muto Akira (jeweils Todesurteil), Hiranuma Kiichirō, Koiso Kuniaki, Shiratori Toshio, Umezu Yoshijirō (jeweils lebenslange Haft), Tōgō Shigenori (20 Jahre Haft), sowie Matsuoka Yōsuke und Nagano Osami, die vor Beendung des Verfahrens verstarben.
Im Schrein selbst werden in Broschüren und heute auch auf seiner Website die Tokioter Prozesse, die 1946 von den Alliierten ähnlich den Nürnberger Prozessen organisiert worden waren, als Schauprozesse, Ergebnis von Siegerjustiz bezeichnet. Japan hat die Urteile der Tokioter Prozesse im Friedensvertrag von San Francisco von 1951 bestätigt, die Urteile sind somit Teil internationaler Verträge. Dennoch stellen heute sogar hohe Politiker wie Jun’ichirō Koizumi und sein Nachfolger Shinzō Abe die Legitimität der Prozesse in Frage.
Am Jahrestag der japanischen Kapitulation besuchte 2010 erstmals kein Minister den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio.[27] Am 26. Dezember 2013 besuchte mit
Shinzō Abe nach sieben Jahren erstmals wieder ein japanischer Premierminister den Schrein, was Proteste in China und Südkorea auslöste. Wikipedia